Um die Gefühls- und Gedankenwelt der Kinder mit Lernstörungen (z. B. LRS, Lesestörung, isolierte Rechtschreibstörung, Dyskalkulie, Anarithmie) besser verstehen zu können, hilft es, sich den Teufelskreis Lernstörungen nach Betz und Breuninger (1987: 33f.) genauer anzuschauen. Der Teufelskreis ist natürlich nicht pauschal auf alle Kinder zu übertragen, denn jedes Kind entwickelt sich anders. Da betroffene Kinder häufig mit Misserfolgen konfrontiert sind, wird ihr Selbstwertgefühl oft negativ beeinflusst. Es entsteht ein Teufelskreis, der die ganze Familie belasten kann.
Stadium 1:
Das Leistungsdefizit wird sichtbar und das Umfeld (Lehrkräfte, Eltern) des Kindes nehmen diese Defizite wahr. Das Kind bemerkt, dass es anders als seine Mitschüler ist, fühlt sich unwohl und beginnt an sich zu zweifeln. Das Selbstwertgefühl sinkt.
Stadium 2:
Das Kind zeigt eine Reaktion auf seine Situation und versucht seine Defizite zu kompensieren. Das Kind hat für sein Versagen keine Erklärung und wird versuchen, sein Versagen vor sich selbst, aber auch vor anderen zu erklären. Dadurch entsteht ein weiterer Teufelskreis, da Aussagen wie z. B. „Mich interessiert das nicht!“ das Kind zunehmend zu einem Vermeidungsverhalten führen, welches wiederum einen negativen Einfluss auf das Lernen haben kann. Außerdem wird versucht, auf anderen Wegen Anerkennung zu erlangen und es kommt häufig zu Verhaltensauffälligkeiten, sogenannten Kompensationshandlungen (z. B. Klassenkasper, Aggressivität). Der Einfluss des ersten und zweiten Stadiums hat zur Folge, dass Resignation sowie Vermeidungsverhalten auftreten.
Stadium 3:
Durch das Vermeidungsverhalten ist bereits ein großes Lerndefizit entstanden, das vom Kind eigenständig nicht mehr aufgeholt werden kann. Das Lernen ist meist so negativ besetzt, dass sich Lernangst und Lernblockaden festigen. Gerade dann, wenn Leistung gefordert wird, z.B. in einer Prüfung, wird diese Angst wieder angesprochen und die Blockaden treten auf, was zu einem Leistungsabfall führt. Der Kreislauf von Angst und Blockierung heißt „Leistungsstörung“.
Stadium 4:
Der Misserfolg wird erwartet und dem eigenen Versagen zugeschrieben. Die Reaktion auf Misserfolge stellt einen Teufelskreis dar, da das Kind mit Vermeidungsverhalten reagiert, wenn Misserfolge erwartet werden. Das Selbstwertgefühl des Kindes ist niedrig. Auf Förderversuche reagiert das Kind meist ablehnend: eine außerschulische Behandlung durch den Therapeuten ist notwendig.
Lernstörungen treten häufig in Kombination mit anderen Entwicklungsauffälligkeiten auf. So hat die Hälfte der Betroffenen eine Lese-Rechtschreibstörung und Rechenstörung (Dyskalkulie) gleichzeitig. Weitere Auffälligkeiten wie beispielsweise ADHS, Sprachentwicklungsstörungen, fein- und grobmotorische Probleme, ausgeprägte Ängste/Vermeidungsverhalten oder aggressives Verhalten können ebenfalls mit Lernstörungen auftreten.
Als Eltern hilft es einige Punkte zu beachten, um betroffenen Kindern mit Lernstörungen zuhause zu unterstützen, die ich unter Tipps für Eltern und Kinder mit Lernstörungen: Was beim Lernen daheim nicht hilft näher ausgeführt habe.